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'Warum muss ich mich Dem zuwenden?'

 

"Es gibt nur zwei Dinge: die Schöpfung und den [Tief-] Schlaf. Wenn du einschläfst, ist nichts da. Wenn man aufwacht, ist alles da. Wenn du lernst zu 'schlafen', während du wach bist, kannst du ein reiner Zeuge sein. Das ist die ganze Wahrheit."

- Bhagavan in 'Briefe aus Sri Ramanasramam', Brief 53 

 

Freund: Das erlebe ich nun schon seit vielen Jahren immer wieder. Ich muss mich allerdings Dem immer noch "zuwenden". Es ist nicht beständig. Was bedeutet es also, im tiefen traumlosen Schlaf "wach" zu sein, im Gegensatz zu dem, was er hier sagt: im tiefen traumlosen Schlaf zu sein, während man wach ist?

 

R: Bhagavan verglich oft den Wachzustand, den Traum und den Tiefschlaf, um deutlich zu machen, dass es sich um relative Veränderungen des Geistes auf der Grundlage des unveränderlichen reinen Gewahrseins handelt. 

 

Alles Sadhana strebt danach, dieses grundlegende Gewahrsein zu "beleben" und dadurch unsere Identität von den immer turbulenten Persönlichkeitsmustern in diesen vollkommenen  Frieden zu verlagern. In der Phase der Kultivierung befindet sich unser Zentrum noch in der unsicheren Mentalität, die immer damit beschäftigt ist, ihr Gleichgewicht, ihre Komfortzone aufrecht zu erhalten. Das ist die Wurzel aller Unruhe. 

 

Von diesem persönlichen Standpunkt aus scheint der allgegenwärtige Frieden immer noch ein anderes Wesen zu sein, und der Geist muss sich Ihm zuwenden. Es bedarf der Hingabe - oder der Erforschung dessen, wer und wo wir in einem bestimmten Moment wirklich sind - bis schließlich diese endgültige Verlagerung stattfinden kann.

 

Sogar in flüchtigen Einblicken, die manchmal auftreten, SIND wir das Selbst - es ist die hartnäckige Anziehungskraft der Gewohnheiten, der Vasanas, die uns zurück in die vertraute Komfortzone der Person ziehen, die im Grunde immer beunruhigend ist. 

 

Der Geist erschafft die illusorischen Fesseln und zeitgebundenen Trugbilder, weil er durch den Filter der Vasanas wahrnimmt. Dieser Filter muss sich völlig auflösen in dem, was Sri Ramana 'Manonasa' nannte, die Auflösung eines Alptraums: die Schwäche, die uns zu Sklaven dieser geistigen Muster gemacht hat, die sich mit ihnen identifizieren, als wären wir in einem Traum gefangen. 

 

Echtes Erwachen wird den Traum auflösen und offenbaren, dass außerhalb dieses Traums NICHTS JE GESCHEHEN ist. Bhagavan lebte in dieser vollkommenen Freiheit und hat immer betont, dass dies der 'natürliche Zustand' ist, die Freiheit des Seins inmitten aller Veränderung zu leben, im Wachen, im Traumzustand und sogar im Tiefschlaf bewusst frei zu sein.

 

 

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