Eutonie-Übung

Was ist Eutonie?

Ich habe die Eutonie-Übung im Laufe der vergangenen 30 Jahre entwickelt und biete sie in Form von Abendkursen oder als Einzeltherapie in meiner Naturheilpraxis an. Eutonie* bedeutet Wohlspannung, einen Zustand der Mitte (Eu) zwischen Unterspannung (Hypotonie) und Überspannung (Hypertonie). So wie auch eine Gitarrensaite richtig gestimmt sein muss, um gut zu klingen, so braucht auch der menschliche Körper und Geist diesen stimmigen Tonus.

 

 

Einfache Gegenwart

Die Eutonie-Übung ist ein einfacher Weg zur Tiefenentspannung von Körper und Geist. Die „Stimmgabel“ ist die einfache Ruhe. Man sitzt mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl und durchdringt nach und nach die verschiedenen Körperbereiche mit seiner Aufmerksamkeit, geführt von der Stimme des Therapeuten. Körper, Atem, Erdung – man beobachtet einfach das, was da ist. Eine der Wurzeln dieser Übung liegt ja in der Tradition des Vipassana, was so viel bedeutet wie „die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind“. Und es ist immer wieder erstaunlich: schon im einfachen Anerkennen dessen, was ist, beginnt die heilsame Kraft der Gegenwart zu wirken. Hier liegt auch der wesentliche Unterschied zum Autogenen Training, das ja suggestiv, also mit der Kraft der Gedanken und Vorstellungen arbeitet, oder zur eher mechanisch ausgerichteten progressiven Muskelentspannung nach Jakobsen.

 

Selbsterkenntnis des eigentlichen, wesentlichen Menschseins

Ruhe macht bewusst, wieviel unnötige Spannung wir mit uns herumschleppen – Bleigewichte, die uns Lebenskraft rauben. Wir verschwenden ständig Kraft – unsere Kraft! Ist das nicht unökonomisch? Indem wir jedoch Spannungen bemerken, können wir nachgeben, und das setzt Kraft frei. Wir kommen mehr zu uns selbst. Auch entdecken wir die enge Wechselbeziehung zwischen Körper und Geist: obwohl wir unsere Achtsamkeit „nur“ auf die schlichten Empfindungen des Körpers richten, kommt doch gleichzeitig auch der Geist zur Ruhe. Er wird nicht mehr in mentale Aktivität zerstreut, sondern im Lauschen auf den Körper räumlich, offen und gesammelt. In diesem ruhigen Beobachten können sich sehr angenehme Zustände, aber auch körperliche Schmerzen oder seelisches Leid zeigen. Normalerweise bewerten wir dies gedanklich und reagieren mit Widerstand, Angst oder Gier. Doch

der Lernprozess in dieser Übung ist, nichts zu verändern. Wir sehen die Dinge, wie sie sind. Dieses Annehmen, dieses „Ja“ ist der erste Schritt zu einer tiefgreifenden Heilung. Der Lerneffekt geht weit

über die körperliche Entspannung hinaus: wir sagen auch „Ja“ zum Leben, entwickeln eine starke, liebevolle Persönlichkeit und natürliches Mitgefühl. Denn: bin ich eins mit mir, bin ich eins mit dir.

 

Von der Entspannungstechnik zur Lebensübung

Harmonie empfindet jeder als wohltuend. Oft zeigen sich schon in der ersten Stunde erstaunlich harmonische Zustände oder es beginnen tiefe psychosomatische Lösungsprozesse. Die jahrelangen Schlafstörungen eines Teilnehmers zum Beispiel waren schon nach der ersten Stunde grundlegend geheilt. Eine andere Teilnehmerin: „Ich wusste gar nicht, dass so etwas Wunderschönes in mir ist.“ Alles Weitere ergibt sich als natürliche Konsequenz. Dabei ist die wöchentliche Gruppenstunde eine wesentliche Hilfe und Inspiration, die durch tägliche eigene Übung zu Hause ergänzt wird. Denn das Wichtigste, und auch das Überzeugendste, ist die eigene Erfahrung. Die anfängliche Mühe lohnt sich: was zunächst wie eine reine Entspannungstechnik aussieht, kann je nach Interesse zu einer Lebensübung werden, zu einer Art zu leben. Da Eutonie eher eine Einstellung als eine Technik ist, kann schließlich auch in alltäglichen Verrichtungen Eutonie „gelebt“ werden.

 

Meine Erfahrungen als Heilpraktiker und Meditationslehrer

Die Eutonie-Übung ist so einfach wie revolutionär, frei von Weltanschauung und Religion und jedem zugänglich. Man muss nichts können und außer Interesse auch nichts mitbringen. In den vergangenen 25 Jahren haben viele Tausend Menschen meine Kurse besucht. Durch die begrenzte Teilnehmerzahl (maximal 20) sind im Kurs sowohl zwei geführte Übungen als auch individuelle Gespräche in der Runde möglich – wertvoll, um eigene Erfahrungen zu besprechen und richtig einzuordnen. Die Rückmeldungen zeigen, dass bei diesem Austausch jeder von jedem profitiert. Hier kann ich auch mein ganzheitliches Gesundheitsverständnis als Heilpraktiker mit einbringen. Meine langjährige intensive Auseinandersetzung mit Meditation, Selbsterforschung und dem Inneren Weg können die Themen manchmal in einen größeren Zusammenhang stellen und Interesse für unsere innewohnende Gottes-sehnsucht wecken.

Hier geht es zur Übungsanleitung.

 

* Die Wortschöpfung 'Eutonie' wurde 1957 von Gerda Alexander geprägt.