Nisargadatta Maharaj

"Auf immer und ewig können Sie woanders nach Wahrheit, Liebe, Intelligenz und Wohlwollen suchen, Gott und die Menschen anflehen – alles umsonst. Sie müssen bei sich selbst anfangen, mit sich selbst, das ist das unumgängliche Gesetz. Sie können nicht das Spiegelbild ändern, ohne Ihr Gesicht zu ändern. Realisieren Sie zuerst, dass die Welt nur eine Reflexion Ihrer selbst ist, und hören Sie auf, nach Fehlern an der Reflexion zu suchen. Beschäftigen Sie sich mit sich selbst, bringen Sie sich selbst in Ordnung – mental und emotional. Das Physische wird automatisch folgen. Sie reden soviel von Reformen, ökonomisch, sozial, politisch. Lassen Sie ab von den Reformen, und kümmern Sie sich um den Reformer."

 

 

Frage: Das Christentum akzeptiert das Leid als etwas Reinigendes und Erhebendes, während die Hindus einen Widerwillen dagegen haben.

Maharaj: Das Christentum ist eine Art, Worte aneinanderzureihen, und der Hinduismus eine andere. Das Reale ist hinter und jenseits der Worte, nicht zu vermitteln, nur direkt zu erfahren, explosiv in seiner Wirkung auf den Geist. Es ist leicht zu erreichen, vorausgesetzt man will nichts anderes. Das Unreale wird von Vorstellungen erschaffen und von Begierden am Leben erhalten.

Frage: Sie scheinen nicht viel für Religion übrig zu haben.

Maharaj: Was ist Religion? Eine Wolke am Himmel. Ich lebe im Himmel, nicht in den Wolken, die nichts als ein Haufen Worte sind. Entfernen Sie die Worte, und was bleibt übrig? Die Wahrheit bleibt übrig. In dem Zustand, in dem ich bin, spielen Worte keine Rolle, und es gibt auch kein Festhalten daran. Nur die Tatsachen zählen.

Frage: Ohne Worte kann es keine Religionen geben.

Maharaj: Die niedergeschriebenen Religionen sind nichts weiter als ein Haufen Worte. Religionen zeigen ihr wahres Gesicht in Handlungen, in stiller Aktion. Um herauszufinden, was ein Mensch glaubt, brauchen Sie nur seine Handlungen zu beobachten. Die Religion der meisten Menschen beschränkt sich auf die Pflege ihres Körpers und Verstandes. Sie mögen religiöse Vorstellungen haben, aber sie handeln nicht entsprechend. Sie spielen mit ihnen, oft haben sie eine enge Beziehung zu ihnen, aber sie handeln nicht entsprechend ihrer Worte.

Frage: Man braucht Worte, um kommunizieren zu können.

Maharaj: Um Informationen auszutauschen – ja. Doch wahre Kommunikation zwischen Menschen findet nicht auf der verbalen Ebene statt. Um Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, bedarf es eines liebevollen Gewahrseins, das sich in direkten Handlungen ausdrückt. Nur was Sie tun zählt, nicht was Sie sagen. Der Verstand erschafft die Worte, aber sie haben nur auf der Ebene des Verstandes eine Bedeutung. Sie können das Wort „Brot“ weder essen noch davon leben. Es vermittelt lediglich eine Vorstellung und erhält erst dadurch, dass man das Brot tatsächlich isst, eine Bedeutung.

 

An für sich ist kein Weg zur Selbstverwirklichung kurz oder lang, manche Menschen sind nur ernsthafter als andere. Ich kann dir von mir berichten. Ich war ein einfacher Mann, aber ich vertraute meinem Guru und tat, was er mir auftrug. Er wies mich an, mich auf das ‚Ich bin’ zu konzentrieren und das befolgte ich. Er sagte mir, ich sei jenseits von allem Wahrnehmbaren und Vorstellbaren und ich glaubte ihm. Ich gab mein Herz und meine Seele, meine ganze Aufmerksamkeit und alle freie Zeit dafür – ich musste arbeiten, um meine Familie zu ernähren. Das Ergebnis dieses Glaubens und der ernsthaften Umsetzung war, dass ich mein Selbst, Swarupa, in nur drei Jahren verwirklichte. Du kannst jeden Weg wählen, der dir liegt; es ist deine Ernsthaftigkeit, die deinen Fortschritt bestimmt. Sei fest in dem Gewahrsein von ‚Ich bin’ gegründet. Darin liegt der Anfang und das Ende aller Bemühung.

 

Um zu erkennen, was du bist, musst du zuerst prüfen und erkennen, was du nicht bist. Und um zu erkennen, was du nicht bist, musst du dich sorgfältig beobachten und alles zurückweisen, was nicht wirklich mit der grundlegenden Tatsache von ‚Ich bin’ übereinstimmt. Die Ideen: ‚Ich bin da und da und zu dem Zeitpunkt geboren worden, habe diese Eltern und bin heute diese Identität, die da und da lebt, verheiratet ist mit, angestellt bei’ und so weiter, sind kein natürlicher Bestandteil von dem Gefühl ‚Ich bin’. Gewöhnlich sagen wir: Ich bin dieses oder jenes. Unterscheide sorgfältig und ausdauernd das ‚Ich bin’ von ‚diesem’ und ‚jenem’.

All unsere Gewohnheiten stehen dem entgegen und die Mühe, sie zu überwinden ist langwierig und manchmal anstrengend, aber ein klares Verständnis ist dabei sehr hilfreich. Je besser du verstehst, dass du im Bereich des Denkens nur durch negative Begriffe beschrieben werden kannst, um so rascher wirst du an das Ziel deiner Suche gelangen und dein grenzenloses Sein verwirklichen.

 

(wird fortgesetzt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abhanga von Nisargadatta

 

O Reinheit! Weiß wie Marmor - können Waschungen ein Staubkorn reinigen?
O Makelloser! Was könnte Dich verunreinigen?
Kühle Wasser tränken nicht, was Hitze absorbiert,
Sandelholz vergeht in Deiner Stille.
Wenn grenzenloser Himmel Dich umhüllt
sind andere Kleider überflüssig, O Liebe !
Das wahre Meer der Weisheit macht die heilige Schnur überflüssig,
lässt kostbare Juwelen, Rubine, Perlen Amethyst verblassen,
da Du der Herr bist, der Glanz des Glanzes.
Wie sollen Blumengirlanden Dich schmücken,
wenn Du der Duft selber bist?
Ist alles gestillt, wie könnten Hunger und Durst noch bleiben?
Es gibt nur finis ... finis .... finis ! 
Du bist all-durchdringend! Wo sollte ich Dich umschreiten?
Die Veden haben alle Bilder hinter sich gelassen.
Wie kann ich Dich dann anrufen?
Das helle Sonnenlicht verblasst vor Dir,
ganz vom Kampferlicht zu schweigen.
Kein Raum um Einzutauchen, 
da Du alles durchdringst.
Jeder Wunsch, Dich zu verehren ist vergangen,
die Vorstellung, Du seist Gott und ich Devotee ist fort.
Dies ist mein stilles, spontanes Gebet.
Mir wurde das Verständnis über die Verehrung Deiner Füße zuteil.

Herrlichkeit - Dein Wesen !