Anandamayi Ma

Anandamayi Ma bedeutet die Mutter, die von Glückseligkeit durchdrungen ist. Sie war eine der großen Heiligen Indiens im letzten Jahrhundert, die ein weites äußeres Engagement mit ihrer Mission verband. Ihre Schau war universell, einfach, aber tief und zu Herzen gehend. Wie alle Heiligen überzeugte sie allein durch ihre strahlende Präsenz und natürliche Autorität. Einhellig wurde sie von den verschiedensten Richtungen der indischen Spiritualität anerkannt und verehrt. Sie sagte einmal:

 

"Solange ihr diese Welt als ein von euch getrenntes Objekt erlebt, ist die Schöpfung für euch real. Solange Unterscheidungen wie 'ich' und 'du', 'Glück' und 'Leid', 'Licht' und 'Dunkelheit' existieren, gibt es Konflikte. Konzentriert euch auf Handlungen, die ein Ausdruck eures wahren Wesens ... sind. Sobald ihr die durch die Sinne und äußere Impulse bedingten Handlungen aufgegeben habt, wird euer inneres, wahres Selbst erwachen. Dann werdet ihr fähig, eure Aufmerksamkeit auf das Höchste zu lenken und werdet frei von der begrenzten Sicht, die nur die Welt der Dualität wahrnimmt."

 

Pater Enomiya Lasalle, der bekannte jesuitische Zenmeister sagte einmal:

Ma tut mehr für den Weltfrieden, als alle Politiker und Friednskämpfer zusammen.
 
Richard Lannoy über Ananda Mayi Ma:

Ma hatte eine wunderbare, klangvolle, musikalische Stimme und ein virtuoses Geschick, blendende verbale Kadenzen zu bilden, die sich von jedem Schriftzitat abhoben – ganz reine, spontane Wortspiele, Wort-Lilas, nicht nur was Klang und Wortspiel selbst, sondern besonders was den inneren Gehalt hinter den Worten betraf. Die bengalische Sprache besitzt einen süßen Klang und silbenreiche Tonalität. Mir schien ihre Art zu sprechen ganz essentiell feminin zu sein, weit über die Tonhöhe und emotionale Färbung hinaus, und sie verwendete die Worte in besonderer und bemerkenswerter Weise.

In allem, was sie sprach, kam eine essentielle poetische Ordnung zum Ausdruck. Ihre Worte flossen aus ihr ohne das geringste Zögern, reich an Wortschatz und Anspielungen auf das Erbe indischer Spiritualität. Ma besaß eine eigentümliche knappe Art des Satzbaus, bei dem sie alles beiseite ließ, was die Klarheit der Bedeutung entbehren konnte, so als sei keine Zeit zu verweilen; so flink war ihr Geist, so direkt die Route. Ein bengalischer Dichter meinte: „Sie spricht so, wie ein moderner bengalischer Dichter schreibt“. Und nie schrieb sie etwas nieder, bereitete nie eine Ansprache vor, berichtigte nie das Gesprochene – alles kam vollkommen geformt heraus. In ihrer unwiderstehlichen, ihrer weiblichen Art, konnte sie die sprachlichen Spielregeln überschreiten, um alles nur umso froher, reicher und frischer zum Ausdruck zu bringen.

 

MA: „Ihr solltet verstehen, dass der Gottliebende im Begriff ist, die Identifikation mit dem Körper zu zerstören. Ist das geschehen, folgt eine Zerstörung ‚Nasa’, der Täuschung, der Bindung. Mit anderen Worten des Verlangens ‚Vasana’, des Nicht-Selbst: ‚Na-Sva’. Dein momentaner Aufenthaltsort ‚Vasa’ ist, wo sich das Selbst als Nicht-Selbst ‚Na-Sva’ manifestiert. Ist das zerstört, ist nur die Zerstörung zerstört.“

 

Sva und Sa werden in Bengali gleichlautend ausgesprochen, deshalb klingt ‚Nasa’, Zerstörung, wie ‚Na-Sva’ Nicht-Selbst.

Vasana: das Selbst verweilt als Nicht-Selbst, vasa heißt verweilen, Na = Nicht.

 

MA: „Was kommt und geht? Schau, es ist wie die Bewegung des Ozeans. ER drückt Sich Selbst aus –‚Sva mudra’. Die Wellen sind nichts als das Heben und Senken, die Bewegung des Wassers. Und es ist Wasser, das sich in Wellen – ‚Taranga’- formt, Glieder Seines Körpers. ‚Taranga’ – essentiell nur Wasser. Was ist es, das die gleiche Substanz in verschiedenen Formen, als Wasser, Eis oder Dampf erscheinen lässt? Was hast du wirklich erkannt? Finde es heraus!“

 

Mit wunderbarer Plastizität und konkreter Poesie erschafft sie ein ‚Murti’ – Gottesbild aus Worten: ‚Samudra’ bedeutet Meer, ‚Svamudra’ sein Selbstausdruck. ‚Taranga’ heißt Welle, ‚Tar’ – Sein, ‚Anga’- Glied oder Körperteil.