Selbsterforschung

Selbsterforschung ist der direkteste Weg zum Ewigen. Sri Ramana machte deutlich, dass jeder bereits dieses ewige Selbst ist, sich aber fälschlich mit dem Körper und der Persönlichkeit, die sich darum herum entwickelt hat, identifiziert. Dennoch ist in unserem Ich-Empfinden die Tür zu unserer wahren Heimat. So könnten wir die Aussage von Christus ganz wörtlich nehmen:

 

"Ich bin (ist) die Tür."


Deshalb empfahl Ramana, sich direkt des Ich-Empfindens bewusst zu bleiben. Wenn wir darin reifen und stiller werden, wird ganz deutlich, dass wir nur Objekte erleben. Auch unser persönliches 'Ich' setzt sich nur aus mentalen Elementen zusammen, die alle objektiv sind und veräußert werden können. Dennoch bleibt unsere wahre Identität zweifelsfrei zurück. Wir können sie nicht objektivieren. Sri Ramana lehrte, dass dieses reine Ich-Bin absoluten Charakter hat, reines Gewahrsein ist. Sobald das persönliche Ich oder Ego jedes Halten an inneren oder äußeren Objekten aufgegeben hat, sinkt der Ich-Gedanke ins Herz, in das Ewige. In diesem Moment verschwindet die äußere Weltwahrnehmung und es wird klar, dass unser Wahrnehmungsmodus auf einem Irrtum beruht hat. Das wird in Indien Maya, Täuschung, genannt.

 

In einer seiner ersten Schriften sagte Ramana:

 

"Das, was im Körper als 'Ich' aufsteigt, ist der Geist. Ergründet man, wo im Körper dieser Ich-Gedanke zuerst entsteht, wird man entdecken, dass er aus dem Herzen kommt. Das ist der Ursprung des Geistes. Sogar, wenn man ununterbrochen 'Ich, Ich' wiederholt, wird man zu diesem Ort gelangen. Von allen Gedanken, die im Geist entstehen, ist der Ich-Gedanke der erste. Erst wenn er entstanden ist, können sich andere Gedanken erheben. Erst nach dem ersten persönlichen Pronomen können die zweiten und dritten Pronomen erscheinen.

 

                                                                     – aus ‚Wer bin Ich?’

 


Gespräch über“Maharshis Gospel, Kapitel V, Aham und Aham-vritti “

 

 

im Folgenden ist ein Gespräch von Bhagavan mit einem Frager dargestellt.

 

Reinhard kommentiert diesen Dialog und diskutiert ihn in einem Gesprächskreis.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frage: “Wie kann die Erforschung, die vom Ego ausgeht, dessen eigene Unwirklichkeit deutlich machen?”

Bhagavan: “Die phänomenale Existenz des Egos, d.h. seine Erscheinung, wird überschritten, wenn man in die Quelle taucht, aus der das Ich-Gefühl (Aham-vritti) auftaucht.”

Reinhard: Das ist der eigentliche Sinn: In die Quelle zu tauchen, aus der der Ich-Gedanke kommt.

Bhagavan erläutert weiter, dass man dem Ego den physischen, astralen und kausalen Körper zuschreibt, also grob, fein und kausal. Bhagavan erklärt, dass Selbstergründung nichts mit dem Zustand des Egos zu tun hat, sondern dass es nur um das Ich-Gefühl selbst geht. Er vergleicht die Selbstergründung, die dem Ich-Gefühl nachforscht, mit einem Hund, der seinen Herren durch dessen Geruch aufspürt.

“Der Herr ist vielleicht an einem entfernten, unbekannten Ort, den der Hund nicht
kennt, aber das hindert ihn nicht daran, seinen Herrn aufzuspüren. Dabei ist nur der Geruch ein untrügliches Indiz für das Tier und sonst nichts, weder die Kleidung noch die Statur usw. Der Hund hält an diesem Geruch unwiderruflich fest und findet schließlich seinen Herrn.“

Reinhard: Das ähnelt dem Festhalten am Ich-Gefühl.

“Das Ich-Gefühl ist kein gewöhnliches Gefühl. Im Gegensatz zu anderen Gedanken, die keine Verbindung untereinander haben, ist der Ich-Gedanke gleichmäßig und essenziell mit jedem anderen Gedanken und jeder mentalen Regung verbunden. Ohne den Ich-Gedanken gibt es keinen anderen Gedanken, aber der Ich-Gedanke selber kann vorhanden sein, ohne sich auf andere Gedanken zu beziehen.”

Reinhard: Dann ist der Ich-Gedanke rein und an seinem Ursprung und ist reines Gewahrsein.

Die Suche nach der Quelle ist nicht eine bloße Suche nach der Basis einer bestimmten Ich-Form...(also irgendeines Gedankens, wenn ich sage "Ich bin so oder so“)...sondern nach der Quelle selber, aus der das Ichgefühl entsteht. In anderen Worten, die Suche nach der Quelle des Egos und das bewusste Eintauchen in ihr bedeutet das Überschreiten des Egos in jeder möglichen Form und Inhalt.”

Frage: "Wenn man akzeptiert, dass das Ich-Gefühl mit allen Gedanken verbunden ist, warum wird es dann für Selbsterforschung verwendet?

Bhagavan: “Weil es das ’irreducible datum of your experience’ ist.

Also das, was du nicht hergeben kannst, weil es die unverzichtbare Grundlage deiner ganzen bewussten Existenz ist.

Das Suchen nach dem Ursprungs des Egos ist der einzige praktische Weg, um das Selbst zu verwirklichen.”

Reinhard: Das haben wir oft gesagt: selbst wenn man den Namen wiederholt, muss das Gewahrsein letztlich übrig bleiben, d.h. das bloße äußere Wiederholen ist nicht genug, denn eigentlich geht es um die Aufmerksamkeit, die all das erlebt, die auch Gewahrsein genannt wird.

Eine gute Frage folgt, die selten gestellt wird, die aber eigentlich einen Teil der Schwierigkeit darstellt:

Frage: “Ist das Ego in seinen subtilen und sogar kausalen Formen nicht zu ungreifbar, um bewusst in die Quelle des Aham-vritti, des Ich-Gefühls zu sinken, wenn die Selbsterforschung nur mit wachem Geist möglich ist?”

Bhagavan: ”Nein, die Erforschung in die Quelle des Ich-Gefühls berührt die eigentliche Existenz des Egos, deshalb ist es dabei unwichtig, wie subtil die Form des Egos ist.

’The subtley of the ego’s form is not a material consideration.’


Reinhard: Das möchte ich gern erklärt haben. Die Frage war: Ist das Ich nicht zu unfassbar? Dazu sagt Bhagavan: ”Nein, es hat nichts damit zu tun, wie subtil die Form des Egos ist, sondern...” Wie war der Satz?

A:”Die Quelle des Ich-Gedankens ist tiefer oder ursächlicher.”

Reinhard: ”Nein das hat er nicht gesagt. Die Erforschung berührt die eigentliche Existenz des Egos, was ist die eigentliche Existenz des Egos?”

B: “Gewahrsein.”

Reinhard: “Nein, das ist hier nicht gemeint. Was macht Ego aus?”

C: “Unruhe.”

Reinhard: “Ja eine Spannung. Hier geht es nicht darum, wie subtil der Ich-Standpunkt gerade ist, (im Tiefschlaf ist er dunkel, das ist der subtilste Zustand des Ichs, da ist auch noch ein Ich, ein mentaler Zustand), sondern es geht um die Spaltung, die Trennung an sich, die Unruhe. Unruhe heißt Spannung zwischen zwei, Zweifel. Warum z.B. der Zweifel schmerzhaft erfahren wird, ist deshalb, weil er durch die Erforschung des reinen “ICH BIN“ auf den Punkt gebracht wird, da überhaupt nicht zugelassen wird, dass ein anderer Standpunkt als “ICH BIN“ durchgeht.”

D: “Du hast heute von Nisargadatta etwas vorgelesen, das hat mich beschäftigt: es war sinngemäß, dass dieses Erspüren, ohne dass ich ein Ergebnis möchte, in diesem Spüren zu sein. Ist das da auch gemeint, im Erforschen zu sein ohne…?”

Reinhard: “Nein, hier geht es um das Warum. Die Frage war: Ist das Ich nicht zu abstrakt, zu unfassbar? Den Teil könnt ihr nachvollziehen, oder? Die Frage ist berechtigt: Ist unser Geist zu grob, weil das ICH ja viel zu subtil ist, es reicht bis in den Tiefschlaf, da kann man ja nicht erforschen?“
 Dazu sagt Bhagavan: Nein es geht nicht darum, auf welchem Stockwerk die Trennung beseitigt wird, sondern DASS ich sie überhaupt erlebe, und dass das System überschritten wird.“ „Das Getrenntsein jeden Denkens ist die Ursache für ich und du, Müllers Kuh, Müllers Esel ist immer der Andere.”

B: “Wenn man meint, es ist Stille oder Ruhe da, dass man dann das Fragen aufhört?“

Reinhard: „Nein das ist auch nicht gemeint. Die Frage war: “Ist das Ego nicht zu subtil in seinen verschiedenen Formen und damit ’intangible’, also nicht fassbar, nicht greifbar, weil der Geist diese Erforschung in die Quelle des Ich-Gefühls nur machen kann, wenn er wach ist?“ „Das stimmt, wenn man weiß, dass das Ego sogar im Tiefschlaf noch da ist, wenn auch sehr subtil, dort ist Erforschung unmöglich. Tatsächlich aber geht es um das System, gleich ob es subtil ist oder grob. Das SYSTEM der Trennung ist falsch! Das wird noch deutlicher aus dem weiteren Text. Es lohnt sich, diese Dinge klar zu durchdenken, es ist zwar theoretisch, aber eine sehr klare Philosophie.”

E: „Du hast schon öfter gesagt, wenn wir das jetzt in allen Dingen üben, dann wird das auch im Schlaf bewusst, d.h., dass sich etwas verändert im Üben.”

Reinhard: “Natürlich, das kommt jetzt gleich, das wird hier noch gesagt:


Frage: “Wenn das Ziel darin besteht, das unbedingte reine Sein des Selbst zu verwirklichen, das in keiner Weise von dem Ego abhängig ist, wie kann die Erforschung, die das Ego ja als Ich-Gefühl aufrecht erhält, von Nutzen sein?“

Reinhard: “Auch das ist eine logische Frage! Bhagavan hat oft an anderer Stelle (z.B. in “Wer bin ich?”) gesagt, das sei, wie man in Indien eine Leiche verbrennt und einen brennenden Stock nimmt, um den Scheiterhaufen zu entzünden und den Stock schließlich auch hineinwirft. Erforschung ist eine mentale Tätigkeit, aber sie verzehrt sich in dem Prozess selbst. Hier antwortet er anders, differenzierter.

Bhagavan: “Vom funktionalen Gesichtspunkt hat die Form, die Aktivität des Egos nur eine einzige Eigenschaft. Es dient als die Verbindung zwischen dem Selbst, das reines Bewusstsein ist, und dem Körper, der selbst in sich leblos und gefühllos ist.”

Reinhard: Der Körper ist in sich tot. Das was ihn belebt, ist das Selbst. Das Ego ist eine unklare Verbindung, ein Ersatzkleber. Deswegen hängen wir an allem.

“Bei der Erforschung in die Quelle des Ichgefühls nimmt man den essenziellen Chit-Aspekt (Bewusstseins Aspekt) des Egos. Deshalb muss die Erforschung zu der Verwirklichung des reinen Bewusstseins, des Selbst, führen.”

Hier wird das Ego nicht in seinen verschiedenen Formen, eben Gedanken, verwendet. Das Ego ist gerade der Gedanke den wir haben, zu dem ich in Beziehung stehe. Ich und … Das zählt nicht, sondern wir fragen: Wer erlebt das alles. Das zielt auf das Gewahrsein. Eine gute Frage folgt anschließend:

Frage: “Was ist die Relation, die Beziehung zwischen dem reinen Bewusstsein, das der Jnani, der Erleuchtete, verwirklicht hat, und unserem “ICH BIN”, unserem ersten Erfahrungsmoment?” Wie verhält sich das erleuchtete ICH-BIN-GEFÜHL des Jnani zu unserem?

Bhagavan : “Das undifferenziert reine Bewusstsein des reinen Seins ist das Herz oder Hridayam, das, was du wirklich bist, was die Worte “Hrd” und “Aham”, Herz und “ICH BIN” auch ausdrücken. Von dem Herz entsteht das ICH BIN als Erstes, als der erste Impuls, die erste Welle unserer Erfahrung. In sich selbst ist das Shudda Sattva, reines Sattva, als Shudda-Sattva-Svarupa ohne Unruhe, also ohne Tamas oder Rajas. Dieses Ich scheint im Jnani fortzudauern.”

Dann will der Fragende ihn in die Falle locken und sagt:

“Im Jnani überlebt also das Ego in seiner sattvischen Form und erscheint als etwas Wirkliches, stimmt das?”

Bhagavan: ”Nein. Die Existenz des Egos in gleich welcher Form, ob im Jnani oder im Ajnani ist nur eine bloße Erscheinung, wie ein Trugbild. Der Ajnani glaubt aber, dass der Wachzustand und die darin erfahrene Welt wirklich sind, also auch das Ego. Dann sieht er den Jnani handeln wie andere Individuen und fühlt sich veranlasst, ein Gefühl der Individualität auf ihn zu projizieren. Das ist eine bloße Annahme.”

Das hat Bhagavan oft gesagt: ein Jnani hat die Augen einer toten Ziege, da ist niemand dahinter außer Gott.

Frager: “Wie funktioniert dann das Ahamvritti in einem Jnani?”

“Überhaupt nicht,” antwortet Bhagavan “die Aufmerksamkeit des Jnani, sein Lakshya, sein Ziel ist das Herz selbst, denn er ist eins und identisch mit dem undifferenzierten reinen Bewusstsein, das die Upanishaden Prajnana nennen. Prajnana ist wahrlich Brahman, ist Gott selbst, das Absolute. Einen anderen Gott gibt es nicht.”

Frage: Wie entsteht dann bedauerlicherweise die Unwissenheit über diese eine und einzige Realität im Fall einen Ajnanis?

Bhagavan: ”Der Ajnani sieht nur den Geist, der eine bloße Reflektion des Lichtes des reinen Bewusstseins ist und aus dem reinen Herz entstanden ist. Von dem Herz selber weiß er nichts. Warum? Weil sein Geist nach außen gerichtet ist und er nie dessen Ursprung erforscht hat.”

Frage: “Was hindert das unendliche undifferenzierte Licht des Bewusstseins, das aus dem Herz entsteht, sich selbst dem Anjani zu offenbaren?“

Bhagavan nützt einen bekannten Vergleich: ”Ebenso wie Wasser in einem Topf die riesige Sonne in den engen Begrenzungen des Topfes reflektiert, ebenso dienen die Vasanas, die latenten Tendenzen im Geist, als reflektierendes Medium. Sie fangen das alldurchdringende unendliche Licht des Bewusstseins, das aus dem Herz entsteht, ein und präsentieren diese Reflektion als das Phänomen, das man Geist nennt.”

Es sind also die Vasanas reflektiert im göttlichen Licht, die wir Geist nennen. Der Geist in sich ist ein Zelluloidstreifen ohne Licht. Das Licht ist ewig. Genau auf dieses Licht meditieren wir, wenn wir nur ICH BIN statt unserer ganzen Tendenzen im Auge haben.

“Der Ajnani sieht diese Reflektion und verfällt der Täuschung, ein begrenztes Wesen zu sein, nämlich die Persönlichkeit.”

Das ist ein sehr wichtiger Gedanke, es ist eine Täuschung, deswegen kann sie enden! Wenn es wahr wäre, könnte es nicht enden!

“Wird der Geist durch die Erforschung in die Quelle des Ichgefühls nach innen gerichtet, werden die Vasanas ausgelöscht. In der Abwesenheit des reflektierenden Mediums verschwindet die Erscheinung der Reflektion, der Geist, und wird in das Licht der einen Wirklichkeit des Herzens wieder absorbiert. Das ist alles und die Essenz dessen, was ein Aspirant wissen muss. Was unbedingt von seiner Seite erforderlich ist, ist eine ernsthafte und konzentrierte Erforschung in die Quelle des Ich-Gefühls.”


Dann fragt er weiter: “Aber jeder Versuch ist ja auf den Geist im Wachzustand begrenzt. Wie kann eine Erforschung die nur in einem der drei Zustände des Geistes unternommen wird, den Geist selber zerstören?”

Reinhard: Auch das ist eine berechtigte, wichtige Frage. 

“Erforschung in die Quelle des Ich-Gedankens wird zweifellos vom Suchenden (Sadhaka) im Wachzustand begonnen. Von ihm kann man nicht sagen, dass der Geist bereits aufgelöst worden ist, aber der Prozess der Selbsterforschung selber wird offenbaren, dass der Wechsel der drei Zustände des Geistes , wie die drei Zustände selbst, zu der Welt der Erscheinungen gehören, die seine intensive innere Suche nicht berühren können.”

D.h. die Suche wird unabhängig, das ist der Übergang von dem “ich konzentriere mich“ auf “ich bin das“. Wenn ich das richtig BIN, bleibt etwas.

Dann sagt Bhagavan noch dazu:

“Selbsterforschung ist in Wirklichkeit nur durch intensives Nachinnenrichten des Geistes möglich. Was schließlich als Ergebnis einer solchen Erforschung in die Quelle des Ich-Gefühls verwirklicht wird, ist wahrlich das Herz, als undifferenziertes Licht reinen Bewusstseins, in das das reflektierte Licht des Geistes vollständig absorbiert (wieder aufgenommen) wird.”


C: ”Es ist doch so, dass ich erst mal im Wachzustand mich dorthin wenden kann?”

Reinhard:” Natürlich das ist der Ausgangspunkt.”

C: ”Das beeinflusst die anderen Zustände?”

Reinhard:” Das meint Bhagavan hier, der Sucher erkennt durch den Prozess der Selbsterforschung selbst, die Frage wirkt also selber, aber nicht, was wir an Antwort geben sondern es wird bewusst, dass das Wechseln und die ständige ineinander übergehende Transmutation der drei Zustände des Geistes, wie die drei Zustände selbst, der Welt der Erscheinungen angehören, und sie daher seine (des Suchers) intensive innere Erforschung nicht berühren können, d.h. die Erforschung wird absolut. Wenn die Erforschung absolut wird, brennt das Licht den Filmstreifen durch, wie bei dem Film “der weiße Hengst“ von meinem Vater... das ist mir wegweisend geworden ;-) !

C: “Du sagst, es ist die Gnade, die dem Sucher entgegenkommt".

Reinhard:” Natürlich, Bhagavan hat oft gesagt: “das Interesse an dem Selbst kommt vom Selbst. Das ist schon die Gnade. Er sagt hier an einer Stelle: “für Menschen die intelligent sind, ist es unwiderstehlich, zu erforschen“; “Die Frage nach dem Herzen entsteht, weil du daran interessiert bist, die Quelle des Bewusstseins zu suchen. Für alle tiefschürfenden Sucher ist die Erforschung in das Ich und sein Wesen von unwiderstehlicher Faszination.” (aus dem Kapitel IV über das Herz)

Das ist so, Menschen, die das nicht interessiert, sind in Trance. Das ist es, warum Buddha nach seiner Erleuchtung dachte: “Am besten lasse ich den Körper los, weil ich ihn nicht mehr brauche... .“ Reines Leben, reines Bewusstsein, absolute Seligkeit, der Körper ganz peripher, ein kleiner schwarzer Punkt in dem Zustand. Das war sein erster Impuls. Als zweiten Impuls sah er die Menschen und empfand Liebe und Mitgefühl. Dann hat er sich gesagt: “die meisten verstehen es eh nicht, 90% der Menschheit ist völlig unreif dem gegenüber, was Gott, was die Wirklichkeit ist. Aber 10% stöhnen schon und drehen sich im Schlaf.“ Für die hat er noch 40 Jahre gewirkt.


Das Gespräch geht weiter:

Frage: ”Gibt es dann für den Jnani keinen Unterschied zwischen den drei Wandelphasen des Geistes?”

Bhagavan: ”Wie könnte es einen Unterschied geben, da der Geist selbst sich in dem Licht des ewigen Bewusstseins auflöst? Für den Jnani sind alle drei Zustände gleichermaßen unwirklich. Der Ajnani ist aber unfähig, dies zu verstehen, weil für ihn der Standard der Wirklichkeit der Wachzustand ist, während für den Jnani der Standard der Wirklichkeit die Wirklichkeit selbst ist. Diese Wirklichkeit des reinen Bewusstseins ist ihrer Natur nach ewig und bleibt insofern gleichermaßen vorhanden in den Zuständen, die du Wachen, Träumen und Schlafen nennst,(also auch im Tiefschlaf). Für ihn, den Jnani, der eins ist mit jener Realität, mit jener Wirklichkeit, gibt es weder den Geist noch seine drei Zustände. Deswegen gibt es für Ihn auch kein “Sich-nach-innen-oder-nach-außen-Wenden“, also kein Meditieren in dem üblichen Sinne. Er ist in dem ewig wachen Zustand, denn er ist in dem ewigen Selbst wach, erwacht. Er ist in dem ewig träumenden Zustand, denn für ihn ist die Welt nur ein sich wiederholendes Phänomen eines Traumes. Er ist in dem ewig schlafenden Zustand, denn er ist in allen Zeiten ohne die Illusion ’Ich bin der Körper’.

Fast ein Gedicht!

Frage: “Soll ich dann annehmen, dass Bhagavan zu mir in einem Wachtraum/Schlafzustand spricht?”

Reinhard: Etwas verkopft der Gute! Bhagavans Antwort ist immer gut, ganz egal was der Andere fragt.

Bhagavan: ”Weil deine bewusste Erfahrung jetzt auf die Dauer des nach außen gewendeten Geistes beschränkt ist, nennst du diesen Moment gerade Wachzustand, während dein Geist die ganze Zeit gegenüber dem Selbst schläft. Deswegen bist du eigentlich im Tiefschlaf (Trance)!”

C: “Wenn man im Schlaf aufwacht, im Traum oder im Tiefschlaf , dann gibt es ja Momente, die ganz wach sind. “Normal“ im Wachzustand ist es eher sulzig und es kommt schnell wieder etwas dazu.”

Reinhard: “Genau, deswegen brauchen wir eine Reinigungsphase. Das ist Sadhana, das ist natürlich. Das Wahre schläft nie.”

Frage: “Für mich ist Schlaf ein bloßes Ausblenden, ein Black out, ein Nichts, unbewusst.”

Das ist so,“ sagt Bhagavan, “denn dein Wachzustand ist ein bloßes Aufwallen eines ruhelosen Geistes.”

Reinhard: Entsprechend des Verschleißes im Wachzustand ist unser Schlaf ein Trancezustand. Seine Unbewusstheit hängt mit dieser Art von Unruhe des Tages zusammen, sie ist genau das Pendant dazu.

Frage: Was ich mit Unbewusstheit meine, ist dass ich kaum etwas gewahre in meinem Schlaf, für mich ist das fast so, als würde ich nicht existieren.

“Aber du hast während des Schlafes existiert, du warst vorhanden!”

“Wenn, dann war ich dessen nicht gewahr!” sagt der Frager.

Bhagavan lachend: “Du meinst doch nicht ernsthaft, dass du während des Schlafes aufgehört hast zu existieren, dann könntest du als Mister X einschlafen und als Mister Y aufwachen.”

Es muss ja eine Kontinuität da sein, die Identität gewährleistet.

Frager: “Ich erkenne meine Identität vielleicht durch das Gedächtnis wieder!“

“Wenn das so ist, wie sollte das möglich sein, ohne dass das Gewahrsein kontinuierlich die Basis ist?”

“Aber dieses Gewahrsein war mir nicht bewusst!” sagt der Frager.

Bhagavan: ”Nein. Wer sagt denn jetzt, dass er nicht im Schlaf bewusst war? Das ist doch nur dein Geist! Es gab gar keinen Geist in deinem Schlaf! Was für einen Wert soll denn dann das Zeugnis deines Geistes über deine Existenz während des Schlafes haben? Wenn du das Zeugnis des Geistes heranziehst, um deine Existenz im Schlaf abzustreiten, dann ist das so, als wollte man das Zeugnis seines eigenen Sohnes verwenden, um seine eigene Geburt zu leugnen.

Erinnerst du dich, was ich dir kürzlich gesagt habe, dass die Existenz und das Gewahrsein nicht zwei verschiedene Dinge, sondern ein und das Gleiche sind? Gut, wenn du die Tatsache zugeben kannst, dass du im Schlaf existiert hast, warst du sicher auch dieser Existenz gewahr.”

Das ist es nämlich! Ganz einfach gesagt: Wir behaupten mit dem Verstand und dem Gedächtnis, dass wir nicht bewusst waren, aber diese Fakultäten sind gar nicht die geeigneten Mittel, um das zu prüfen. Aber wenn wir auf der Ebene des Seins prüfen können, dann bleiben wir im Schlaf bewusst.

“Es war deine körperliche Existenz, derer du im Schlaf nicht gewahr warst, und jetzt verwechselst du das körperliche Gewahrsein mit dem wahren Gewahrsein. Das Selbst, das ewig ist, Prajnana, die Quelle des ICH BIN, ist immer unberührt von allem, unberührt von den drei Wandelphasen, (die wir grob in drei Phasen einteilen), und das befähigt dich, deine Identität auch als Persönlichkeit aufrecht zu erhalten.”

Der Geist taucht ab im Schlaf. Wo kommt er wieder her? Etwas muss ja als Grundlage bleiben.

“Prajnana ist also jenseits der drei Wandelphasen des Geistes, denn es kann ohne sie existieren. Es ist diese Wirklichkeit, die du in deinem sogenannten Wachzustand suchen solltest, indem du das Ich-Gefühl bis zu seiner Quelle aufspürst. Intensive Übung dieser Erforschung wird offenbaren, dass der Geist und seine drei Zustände unwirklich sind und dass du das ewige unendliche Bewusstsein des reinen Seins bist, das Selbst oder das

H E R Z